Damit niemand absteigen und schieben muss

Fahrradflüsterer, Landtagsabgeordneter und Verkehrsexperte Hermino Katzenstein zu Besuch in Oftersheim

Eine Fahrradwerkstatt mitten in Oftersheim – die gab es kurz vor den Pfingstferien am Grünen Infostand gegenüber dem Rathaus. Hermino Katzenstein, Landtagsabgeordneter der Grünen im Wahlkreis Sinsheim, ist selbst begeisterter Radfahrer und hatte sein Werkzeug mitgebracht.

Statt nur über Politik zu sprechen, hat Katzenstein kräftig angepackt: Reifen aufgepumpt, Schaltungen und Bremsen eingestellt, Ketten geölt – und das alles kostenlos für die Bevölkerung. Das Angebot wurde gut angenommen, in knapp zwei Stunden reparierte Katzenstein an die zehn Fahrräder. Auch Bürgermeister Pascal Seidel, der selbst leidenschaftlich gern mit dem Rad unterwegs ist, schaute vorbei und freute sich über das Angebot.

Ein solches Angebot könnte es in Oftersheim in Zukunft im Rahmen eines Repaircafés vielleicht regelmäßig geben. Die Idee eines Repaircafé für Oftersheim, in dem auch andere Haushaltsgegenstände repariert werden könnten, wird von Gemeinderat Martin Wilmes seit einiger Zeit verfolgt. Da es hierzu kürzlich auch Initiativen anderer Gruppen gab, wird ein solches Repaircafé hoffentlich bald realisiert.

Während der Reparaturen kam auch das eine oder andere Gespräch über Mobilität, Sicherheit im Straßenverkehr und die Verkehrswende vor Ort auf. Ein Thema, das auch den Schwetzinger Landtagsabgeordneten Andre Baumann bewegt, der kurz am Infostand vorbeischaute. Baumann, der die meisten Wege in seinem Wahlkreis mit dem Fahrrad zurücklegt, zeigte sich begeistert von diesem niederschwelligen und praktischen Angebot für die Bürgerinnen und Bürger.

Gegen Abend ging es dann für alle Interessierten auf deine gemeinsame Radtour durch Oftersheim. Hermino Katzenstein ist Sprecher für Fuß- und Radverkehr in der Grünen Landtagsfraktion und hat einiges an Informationen mitgebracht, um schwierige Verkehrssituationen zu lösen. Los ging es in der Ortsmitte. Die Grünen setzen sich schon lange für eine lebendige Ortsmitte in der Mozartstraße und auf dem Rathausvorplatz ein. „Ein Ort, der nicht nur durch Verkehr durchquert wird, sondern Begegnung und Aufenthaltsqualität schafft, wäre ein echter Mehrwert für die Bevölkerung“, waren sich alle einig. Ein besonderes Augenmerk legte Katzenstein an dieser Stelle auf die parkenden Autos. „Erwachsene Personen können gut gesehen werden, wenn sie auf die Straße treten. Aber Kinder sind sehr viel kleiner und werden häufig übersehen“, so Katzenstein und ging demonstrativ in die Hocke.

Weiter ging’s Richtung Sportplatz. Besonders auffällig ist hier die gefährliche Überführung des offiziellen Radwegs von der Mannheimer Straße auf die Lindenstraße Richtung Walldorf. Die aktuelle Situation ist für Radfahrer und Radfahrerinnen alles andere als sicher: Ein hoher Bordstein, enge Poller und unübersichtlicher Verkehr. Die Grünen fordern hier Verbesserung – zum Beispiel durch eine Bordsteinabsenkung, sichere Markierungen, ein geringeres Tempo und eine klare Wegeführung. Eine sichere Radverbindung von der Ortsmitte bis zur Hardwaldsiedlung, insbesondere eine sichere Querung von der Brücke entlang der L 544 in die Hockenheimer Straße hat die Grüne Gemeideratsfraktion bereits in ihren Haushaltsanträgen für das Jahr 2024 verlangt.

Während der Fahrt entdeckte die Gruppe noch viele weitere problematische Verkehrssituationen, allen voran das überall verbreitete Gehwegparken. Ein riesiges Problem gerade für mobilitätseingeschränkte Personen und ein Thema, das Patrick Alberti bereits seit Jahrzehnten besonders beschäftigt. „Gehwegparken ist zu Recht verboten, denn Kinder und vor allem Menschen mit Rollstuhl und Rollator kommen kaum oder überhaupt nicht durch. Ich hoffe, dass das neue Parkraumkonzept der Gemeinde hierfür eine Lösung findet“, so Alberti. Aber in Sachen Barrierefreiheit gibt es auch gute Nachrichten: „Wir Grüne sind froh, dass der barrierefreie Zugang zum Bahnhof endlich beschlossene Sache ist.“

Hermino Katzenstein analysierte die verschiedenen Situationen, erklärte die Rechtslage und verwies auf Lösungen. „Die Radtour war sehr aufschlussreich. Wir haben bewusst brenzlige Verkehrssituationen angesteuert – und dabei weiteren Handlungsbedarf identifiziert, auf den uns Hermino und die teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger aufmerksam gemacht haben. Das wollen wir nun ebenfalls angehen“, so Vanessa Seidel, Sprecherin der Grünen Oftersheim. „Wir werden die Ergebnisse der Radtour dokumentieren, diese im Nachgang mit dem Bürgermeister besprechen und uns politisch für eine Verkehrswende in Oftersheim einsetzten, die allen Menschen gerecht wird“, erklärte Seidel.

Denn Radfahren ist gesund, klimafreundlich und macht Spaß. Aber nur, wenn es sicher und zügig voran geht. Niemand sollte gezwungen sein, abzusteigen und zu schieben, nur weil die Infrastruktur fehlt. Darum bleiben die Oftersheimer Grünen dran, beim Verkehr alle Menschen in den Blick zu nehmen, ob sie nun zu Fuß, mit dem Fahrrad, dem Auto oder auf andere Weise unterwegs sind.