Altes Ortsbild erhalten

In der jüngsten Gemeinderatssitzung wurde über eine Bauvoranfrage in der Karlstraße beraten. Während z.Z. der ehemalige Bauernhof Hahn neu bebaut wird, soll vis-a-vis ein vergleichbares Bauvorhaben realisiert werden. Ein Wohnungsbauunternehmen will zwei Mehrfamilienhäuser mit 12 Wohneinheiten im Areal Karlstraße/Heidelbergerstraße errichten und stellte die entsprechende Anfrage an die Gemeinde.

Gemeinderat Rolf Siegel (Grüne) wies auf zwei Forderungen des Baugesetzbuches hin, das Aufgabe und Grundsätze der Bauleitplanung beschreibt. Zum einen sei die Erhaltung, Erneuerung, Fortentwicklung, Anpassung und der Umbau vorhandener Ortsteile zu berücksichtigen, zum zweiten müssten aber auch die Belange der Baukultur, die erhaltenswerten Ortsteile, Straßen und Plätze und die Gestaltung des Orts- und Landschaftsbildes zu beachten sein. Siegel meinte, dass man auf Ersteres das Hauptaugenmerk richte und deshalb die zweite Aufgabe praktisch „unter den Tisch falle“. „Die typische, Ortsbild prägende bauliche und räumliche Struktur der historischen Karlstraße, erfährt gerade eine starke Veränderung. Historische Gebäude sind bereits durch neuere Gebäude ersetzt und in ihrer ursprünglichen Funktion verändert worden, z. B. Scheune in mehrgeschossigen Wohnungsbau.“

Das angefragte Neubauvorhaben verweise auf den Verlust des typischen Ortsbildes. Denn sobald die Bebauung nicht an dem vorherrschenden städtebaulichen Prinzip orientiert sei, und dieses in Position, Typus und Maßstäblichkeit negiere, bedeute dies eine Störung im räumlichen Zusammenwirken der einzelnen Gebäude und in der Konsequenz eine Beeinträchtigung des Ortsbildes, bedauerte Siegel.

Es bedürfe besonderer Anstrengungen, um das alte Ortsbild in seiner Eigenart zumindest teilweise erhalten zu können. „Wir Grünen meinen, dass man der Vergangenheit eine Zukunft geben soll“ sagte Siegel. Es sollten einzelne Häuser oder Hausgruppen in Alt-Oftersheim bestimmt werden, die man unbedingt erhalten wolle. „Ich denke hier z.B. an Gebäude in der Mannheimerstraße oder Friedrichstraße, die typisch für Oftersheim waren“, regte er an.

Siegel könnte sich vorstellen, dass eine Erhaltungssatzung oder ein Leitfaden zur Erhaltung und Erneuerung des Ortsbildes, sozusagen eine „Gestaltungsfibel“ zur Erhaltung schützenswerter Gebäude in Frage käme. „Aber ich will hier nicht vorgreifen, es müsste zuerst der erste Schritt getan werden, bestimmen was für Oftersheim typisch war und wo man das heute noch findet. Das ist unsere Anregung zu diesem Tagesordnungspunkt“, schloss der Grüne seine Stellungnahme.

Bürgermeister Geiß erwiderte, dass auch er erhaltenswerte Gebäude sehe, z. B. in der Leopoldstraße.

Wir Grünen haben einen Denkanstoß gegeben, den wir weiter verfolgen werden. Da man sich aber im Moment auf die Erneuerung, Fortentwicklung und Anpassung vorhandener Areale konzentriere, stimmten wir Grünen dem Vorhaben zu.

Rolf Siegel