Eine mobile Jugendarbeit sei nicht geplant. So viel Geld „wegen ein paar  Leuten, die sich nicht vernünftig benehmen können?!“. Diese Aussage von  Bürgermeister Geiß irritiert und verkennt die Tatsachen und  zugrundeliegenden Probleme. Junge Menschen, die nachts auf
öffentlichen Plätzen lärmen, Schäden verursachen und ihnen Müll liegen  lassen. Sie sind da und das schon seit vielen Jahren. Auch wenn es nur  ein kleiner Prozentsatz aller jungen Menschen unseres Ortes sind. Und  ja: es sind nicht alleine die Jugendlichen aus Oftersheim, sondern auch  aus der Umgebung. Es wird natürlich nichts bringen, darauf zu warten,  dass das Problem sich von selbst erledigt. Denn wenn die eine Gruppe weg  ist, kommt die nächste.
 Dieses Phänomen ist viel mehr als nur ein Ärgernis. Klar, dass sich die  Anwohner zurecht über den Lärm und Müll beschweren. Aber das Problem  durch Androhung von Platzverweisen allein ordnungsrechtlich lösen zu  wollen, ist der falsche Weg. Denn das Problem ist vor allem auch ein  gesellschaftliches: Junge Leute benötigen einerseits Freiräume zur  Entfaltung ihrer Persönlichkeit. Sie benötigen aber auch Begleitung auf  ihrem Weg zum Erwachsenwerden. Beide Faktoren werden immer prekärer.  Aufgrund veränderter Familienstrukturen und steigender Belastungen wie  Doppelerwerb und Angst vor Statusverlusten, erleben Kinder, Jugendliche  und ihre Familien zunehmend Verunsicherung und Haltlosigkeit. Er kann  darum nicht alleine in der Verantwortung der Familie stehen, was aus  unseren jungen Menschen wird. Es muss vielmehr auch die Verantwortung  der Gemeinschaft sein, dass jeder Mensch die gleichen Startmöglichkeiten  hat. Und hier kann eine mobile Jugendarbeit ansetzen, die den Menschen  mit Wertschätzung und pädagogischen Kompetenzen begegnen.
 Mal ehrlich: was bringt es, mit den Achseln zu zucken und das Problem zu  ignorieren oder kleinzureden? Glauben wir wirklich, dass es junge  Menschen gibt, die einfach so randalieren? ohne Grund? Verhalten hat  immer Gründe und die liegen nicht ausschließlich in der Person alleine,  sondern entfalten sich im Austausch mit ihrer sozialen Umwelt.
 Wenn wir die Sorgen und Probleme unserer Jugend ignorieren, statt sie  ernst zu nehmen, dann schaden wir am Ende unserer Gemeinschaft. Denn  gerade die Kindheit und Jugend ist die Zeit, in der sich die  Verantwortung für das eigene Leben und für die Gemeinschaft entwickeln.  Dazu benötigen Menschen Sicherheit, Empathie, Begegnung auf Augenhöhe  und Respekt.
 Bloße Platzverweise helfen hier nicht weiter, sondern verdrängen die  Jugendlichen bloß an noch verborgenen Orte. Aus den Augen – aus dem  Sinn? Verbote lösen hier die zugrundeliegenden Probleme nicht.
 Als Oftersheimer Grüne war und ist uns eine bedarfsgerechte und moderne  Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendarbeit schon immer wichtig.  Darum bedauern wir auch, dass Herr Geiß hier vorschnell Tatsachen über  die Presse schaffen möchte, ohne das Ratsgremium zu beteiligen. 
 Allein auf die Kosten zu schielen halten wir für kurzsichtig:
 Denn wie viel ist uns in Zeiten der gesellschaftlichen Unsicherheiten  und Spaltung die Zukunft unserer Jugend wert? Müssen wir hier wirklich  über Geld streiten? Wir sind überzeugt, dass in der heutigen Zeit  niemand aufgegeben und abgehängt werden darf, wenn wir auch in einer  Zukunft, in der immer weniger junge Menschen auf immer mehr alte  Menschen kommen, solidarisch zusammenleben wollen. 
Grüne Oftersheim, 25.10.2019